Tiroler Tageszeitung
Bekenntnis in großer Geste
Wattens – Wie übermächtig Beethovens Schatten in den Komponierstuben nachfolgender Generationen noch stand, zeigt sich bis Johannes Brahms, der aus Scheu vor dem Streichquartett sich erst einmal – wie unverbindlich im Serenadenton – an Sextette heranmachte. Als er schließlich das Streichquartett erreichte, war Beethoven als Lehrmeister unverkennbar, der Schatten aber doch so weit verblasst, dass sich ein expressiver Bekenntniston Brahms’ entfalten konnte.
Ein Fall für das Jerusalem Quartett, das sich die Quartette und Quintette von Brahms vor einigen Jahren erarbeitet und einen kraft- und saftvollen Klang dafür gefunden hat, immer wieder neuen Schwung holt und die hochromantischen Geste ausreizt. Mit dem Streichquartett op. 51 Nr. 2 und dem Quintett op. 111 von Brahms hat dieses interessante Ensemble am Dienstag die „Musik im Riesen“ in den Kristallwelten eröffnet, die heuer auf Streichquartette und Lied fokussiert ist.
Im Quartett hatte es den Anschein, als liefen die Gedanken der vier Musiker den Instrumenten mitunter voraus, da konnte es aus der Aggression heraus hektisch werden und ungenau im Linienwechsel, ungenau war vor allem die Intonation des Violoncellos. Umso definierter, ausgewogener, herrlicher das Quintett unter Mitwirkung des wunderbaren Lawrence Power an der zweiten Viola. Da war das Schwelgerische zielgerichtet, das Verzahnte präzise und das Lyrische vertieft, der Ländler markant und das Ganze mit frischem Zugriff in jeder Phase kenntlich gemacht. (u.st.)
May 19, 2011